Stand: 10.10.19 11:00 Uhr

Drohschreiben: Verdächtige wohl in verbotener Neonazi-Gruppe

von Julian Feldmann

Die Polizei ist gegen mutmaßliche Verfasser von 23 Schreiben vorgegangen, die im Juli unter anderem Anschläge androhten. Sie sollen nach Panorama-Recherchen eine verbotene Neonazi-Organisation weitergeführt haben.

Die mutmaßlichen Verfasser mehrerer Drohschreiben sollen einer verbotenen Neonazi-Organisation angehört haben. Am 09.10.2019 ging die Polizei gegen sieben Rechtsextremisten vor, die im Sommer zahlreiche E-Mails mit Drohungen verschickt haben sollen. Nach Informationen von Panorama wird gegen alle sieben Beschuldigten auch wegen einer anderen Straftat ermittelt: Sie sollen die verbotene Gruppe "Blood & Honour" im Untergrund fortgeführt haben.

Mit Sprengstoffanschlägen gedroht

Beamte des Bayerischen Landeskriminalamtes durchsuchten Wohnungen von sieben Verdächtigen in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Anlass der Razzia war ein Ermittlungsverfahren gegen die Urheber von insgesamt 23 Drohschreiben, die im Juli bundesweit per E-Mail verschickt wurden. Darin wurde unter anderem mit Sprengstoffanschlägen gedroht. Betroffen waren etwa Moscheen, Parteizentralen, Ankerzentren in Bayern und Medienagenturen.

Verbotene Organisation "Blood & Honour" fortgeführt?

Unterzeichnet waren die Schreiben unter anderem mit "Blood & Honour", "Combat 18" und "Volksfront". Zur verbotenen Gruppe "Blood & Honour" gibt es nach Panorama-Recherchen offenbar tatsächlich enge Verbindungen. So gehören die sieben Personen, die in Verdacht stehen, die Droh-Mails verfasst zu haben, zu einer Gruppe Rechtsextremisten, die das verbotene Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" im Geheimen fortgeführt haben sollen. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte Panorama, dass alle sieben Beschuldigte auch verdächtig sind, gegen das Vereinigungsverbot von "Blood & Honour" verstoßen zu haben.

"Combat 18": Maulhelden oder rechte Terroristen?
"Combat 18 Deutschland" ist eine neue Gruppe von Rechtsextremisten. Sie sieht sich in der Tradition des Neonazi-Netzwerks "Blood and Honour", das auch Vorbild des NSU war.

Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt seit 2018 gegen zwölf Neonazis wegen Verstößen gegen das Vereinigungsverbot. Ihnen wird vorgeworfen, die in Deutschland verbotene Organisation "Blood & Honour" fortgeführt zu haben.

Foto von Stanley R. mit mutmaßlichem Lübcke-Mörder

Das Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" wurde im Jahr 2000 durch das Bundesinnenministerium verboten. Die Ermittlungen der Polizei in dem Verfahren gegen die an, die sichergestellten Datenträger werden derzeit noch ausgewertet, heißt es. Nach Panorama-Informationen sollen zehn der Beschuldigten Mitglieder der neugegründeten Gruppe "Blood & Honour" gewesen sein und zwei weitere diese unterstützt haben. Bei den mutmaßlichen Unterstützern soll es sich nach Informationen aus Ermittlerkreisen um einen Rechtsextremisten aus Bayern und um Stanley R. handeln. Der ehemals in Kassel wohnende R. gilt als Führungsperson der Neonazi-Gruppe "Combat 18". Fotos aus dem Jahr 2002 zeigen R. zusammen mit dem mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Zu den Vorwürfen der Ermittler wollte sich R. auf Anfrage nicht äußern.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 19.07.2018 | 21:45 Uhr