Presseerklärung: Veraltetes Computersystem behindert Terroristenfahndung

Bundeskriminalamt (BKA) arbeitet mit Computertechnik aus den 70er Jahren. Bundesinnenministerium räumt ein: Nachfolgesystem erst 2003/2004 einsatzbereit.

Eine unscharfe, männliche Silhouette mit einem Fadenkreuz davor im Hamburger Hafen. © Hamburg: Gitte Alpen, NDR Bildredaktion, Silhouette: © Foerschtli - Fotolia.com Foto: Hamburg: Alpen, Silhouette: © Foerschtli

Das Computersystem zur Personenfahndung des BKA ist veraltet und erweist sich als Bremsklotz in der Terroristenfahndung. Die Behörde selbst bezeichnet in vertraulichen Papieren, die Panorama vorliegen, ihr System als "nicht mehr zeitgemäß" und "überholt". Der NRW-Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Wilfried Albishausen, monierte gegenüber Panorama, dass die Computer kaum noch gewartet werden können, da fachkundige Techniker mittlerweile im Ruhestand oder verstorben seien.

Das extrem instabile System wurde 1972 unter der Bezeichnung "INPOL - aktuell" eingeführt und ist die zentrale Datenbank für das BKA. Bereits seit 1992 wird beim BKA an der Einführung eines moderneren Fahndungssystems - "INPOL - neu" - gearbeitet. Mehr als 100 Millionen Mark wurden bislang dafür ausgegeben. Am kommenden Montag (15. Oktober) sollte dieses System endlich gestartet werden. Doch jetzt musste der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Claus Henning Schapper, gegenüber Panorama zugeben, dass sich die Einführung bis mindestens Ende 2003 verzögern wird. Ermittler bezeichnen diesen Vorgang intern als "peinlich und skandalös".

Nach Panorama-Informationen führen Probleme mit der Software immer wieder zu Sicherheitslücken, Systemabstürzen und Problemen beim Ausdruck von Daten. Für die Ermittler beim BKA und ihren Kollegen in den Bundesländern bedeutet die erneute Verzögerung von "INPOL - neu" erheblichen Mehraufwand. Auch bei der aktuellen Fahndung nach den Hintermännern des Anschlags auf das World-Trade-Center müssen die Beamten bis zu vier verschiedene Systeme bedienen. " Bei zehntausend Hinweisen aus der Bevölkerung bedeutet das bis zu 40.000 Eingaben", erklärt Wilfried Albishausen, BDK. Die Zeit, die sie dafür aufwenden, könnten sie in anderen Bereichen weitaus sinnvoller nutzen.

11. Oktober 2001

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 11.10.2001 | 20:15 Uhr