Porträt: Margot Honecker

Margot Honecker wurde am 17. April 1927 in Halle/Saale geboren. Ihr Vater war der Schuhmacher Gotthard Feist, ein aktives Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), ihre Mutter war Fabrikarbeiterin. In der NS-Zeit wurde ihr Vater als Kommunist verfolgt und ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert.

Margot Honecker in einem Betrieb in Dresden

Margot Honecker besucht Schüler, die in einem Betrieb einen Unterrichtstag die "Einführung in die sozialischtische Produktion" absolvieren.

Margot Honecker trat unmittelbar nach Kriegsende, 1945, der KPD bei. Mit der Vereinigung von SPD und KPD zur SED 1946 wurde sie automatisch Mitglied der Partei. Kurz danach begann auch ihre Karriere, die sie bis an die Spitze der DDR führte.

Jüngste Abgeordnete der Volkskammer

Zunächst arbeitete Margot Honecker als Stenotypistin beim Landesverband Sachsen-Anhalt des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). 1946 wurde sie Sekretariatsmitglied der Kreisleitung Halle der kommunistischen Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ)  und schon ein Jahr später Leiterin der Abteilung Kultur und Erziehung im FDJ-Landesvorstand. Nach einem Sonderlehrgang an der Parteihochschule Liebenwalde arbeitete sie von 1948 bis 1953 als Sekretärin des FDJ-Zentralrats und wurde Vorsitzende der Pionierorganisation "Ernst Thälmann".

In dieser Zeit gelang es ihr auch, in die Volkskammer gewählt zu werden - im Alter von 22 Jahren. Damit war sie die jüngste Abgeordnete des Parlaments. In diesem Tempo ging ihre Karriere weiter: 1963 wurde sie Vollmitglied des SED-Zentralkomitees, im gleichen Jahr stieg sie von der Stellvertreterin des Ministers für Volksbildung zur Ministerin auf.

Aufstieg zur mächtigsten Frau der DDR

Damals war sie bereits mit Erich Honecker verheiratet. Die beiden lernten sich 1949 kennen. Erich Honecker war zu diesem Zeitpunkt in zweiter Ehe mit Edith Baumann verheiratet. 1952 kam Tochter Sonja zur Welt - unehelich. SED-Chef Walter Ulbricht drängte daraufhin Honecker, sich scheiden zu lassen und Margot zu heiraten.

"Blaue Eminenz"

Spätestens mit dem Aufstieg ihres Mannes an die Spitze der DDR wurde Margot zur mächtigsten Frau der DDR. Sie bestimmte Lehrpläne an den Schulen und war für die staatliche Erziehung zuständig. Dabei verfolgte sie eine orthodoxe Lehre des Realsozialismus. Sie setzte auch den Wehrkundeunterricht gegen den Widerstand der Kirchen und einiger Eltern durch, der für die Schüler der neunten und zehnten Klasse eine Ausbildung an Waffen vorsah. Viele DDR-Bürger begegneten der First Lady mit Ablehnung: "Blaue Eminenz" wurde sie in Anlehnung an ihre lilagefärbten Haare genannt, oder "Lila Drachen".

Margot Honecker - sie war machtbewusst und ehrgeizig. Bis zuletzt hielt sie an ihren Prinzipien fest. Das demonstrierte sie im Juni 1989 mit einer fünfstündigen Rede auf dem Ostberliner IX. Pädagogischem Kongress. Dort verteidigte sie die "Erziehungsrichtlinien" für Kinder und Jugendliche in der DDR: Der Sozialismus müsse notfalls "mit der Waffe in der Hand verteidigt werden". Die Sowjetunion und Osteuropa befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon im Umbruch.

Hetzjagd und Flucht nach Chile

Erich und Margot Honecker

Erich und Margot Honecker bei einem Spaziergang auf dem Gelände der chilenischen Botschaft in Moskau im April 1992.

Nur wenige Monate später, am 20. Oktober 1989, musste sie von ihren Ämtern zurücktreten - zwei Tage nachdem ihr Mann im Politbüro zu seinem Rücktritt gezwungen worden war. Am 2. November noch dankte ihr der DDR-Ministerrat für ihre langjährige Arbeit. Wenige Wochen später musste sie sich in der Volkskammer vor einem Ausschuss verantworten. Der Vorwurf: Sie habe "über Jahrzehnte sachliche Redlichkeit und pädagogische Verantwortung der rund 300.000 DDR-Lehrer abgebaut und jede kreative Haltung der Schüler untergraben". Kurz darauf trat sie aus der SED/PDS aus.

Es folgte eine Hetzjagd der Boulevardpresse auf das Ehepaar, die schließlich mit ihrer Flucht nach Moskau endete. Dort erhielten sie Asyl in der chilenischen Botschaft. 1992 siedelte das Paar in die Hauptstadt Santiago de Chile zu ihrer Tochter über. Erich Honecker starb im Mai 1994 an Leberkrebs. Margot Honecker lebt nach wie vor zurückgezogen in einem Nobelvorort in Santiago.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 29.10.2009 | 22:10 Uhr