Peer Steinbrück: Wie viel Ehrlichkeit verträgt der Wähler?
Lange Zeit war es sein Markenzeichen und ein Garant für gute Umfragewerte: Peer Steinbrück ist einer der wenigen Politiker, der sagt, was er denkt. "Klare Kante" nennt man diese Eigenschaft, und man findet sie selten bei deutschen Politikern, die sich nur allzu gerne diplomatisch äußern und im Ungefähren bleiben.
Wie viel Ehrlichkeit verträgt der Wähler?
Peer Steinbrücks klare Haltung war lange Garant für gute Umfragewerte. Doch seit er als Kanzlerkandidat antritt, sorgt eben diese "klare Kante" für Unmut.
Zu viel Ehrlichkeit für die Politik?
Peer Steinbrück ist da anders - doch seit er Kanzlerkandidat ist, muss er feststellen, dass zu viel Ehrlichkeit auch nach hinten losgehen kann. Die Debatte über das Kanzlergehalt - eigentlich hat Steinbrück nur das gesagt, was seit Jahren viele Politiker sagen: In der freien Wirtschaft wird man besser bezahlt als in der Politik. Doch als Kanzlerkandidat, der gerade eine Diskussion über Nebenverdienste hinter sich hat, hätte man auf diese Äußerungen eigentlich verzichten müssen. Nicht so Steinbrück: Ehrlichkeit geht vor Diplomatie.
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Die damalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis, holte Peer Steinbrück 1993 in ihr Kabinett als Wirtschaftsminister.
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2005 verlor Steinbrück die Wahlen als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Damit endete die 39 Jahre andauernde Vorherrschaft der SPD in dem Bundesland.
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Die Nähe Steinbrücks zur Wirtschaft - hier mit dem Hauptgeschäftsführer und dem Präsident des IHK - betrachten viele Genossen mit Skepsis.
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Respekt in der Bevölkerung verschaffte sich Steinbrück, als er bei Ausbruch der Finanzkrise 2007 als Bundesfinanzminister mit Kanzlerin Angela Merkel regierte.
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Peer Steinbrück auf dem SPD-Parteitag in Berlin. Er will offenbar Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten 2013 werden.
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Altkanzler Helmut Schmid ist Steinbrücks Mentor. Für ihn ist der ehemalige Finanzminister der richtige Kanzlerkandidat.
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Schließlich wird Steinbrück am 9. Dezember auf einem Sonderparteitag mit 93,45 % zum Kanzlerkandidaten gewählt - das zweitschlechteste Ergebnis überhaupt.
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Der frischgebackene Kanzlerkandidat sorgt mit allerlei Patzern für miese Umfragewerte.
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Doch auf dem Parteitag in Augsburg sorgt er für stehende Ovationen und minutenlangen Applaus.