Auf tödlicher Mission - Behörden ließen deutschen Islamisten ins Terrorlager

"Wenn ihr Allah liebt, dann kommt zum Dschihad, den das ist der Weg zum Paradies!" Mit diesen Worten ruft Eric B. in einem Internetvideo auf zum heiligen Krieg. Der 20-Jährige aus dem Saarland soll sich zur Zeit in einem Terrorcamp in Pakistan aufhalten. Deutsche Sicherheitskreise sind seit dem Auftauchen der Videobotschaft des jungen Konvertiten alarmiert. "Wir befürchten, dass Eric B. bereit ist, im Dschihad zu sterben", heißt es aus Ermittlerkreisen.

Fahndungsplakat des Bundeskriminalamts © BKA

Fahndungsplakat des Bundeskriminalamts

Aufgeregt suchen deutsche Sicherheitsbehörden nun mit Fahndungsplakaten nach der "tickenden Zeitbombe Eric B". Der Fußsoldat Al Kaidas droht der erste Deutsche zu werden, der sich als Selbstmordattentäter im Namen Allahs in die Luft jagt und dabei möglicherweise viele Unschuldige mit in den Tod reißen könnte. Der junge Saarländer hatte sich sehr schnell vom unauffälligen Jugendlichen zum Gotteskrieger verwandelt. Und das geschah nicht unbemerkt, sondern unter den wachsamen Augen deutscher Sicherheitsbehörden.

Befreundet mit mutmaßlichen Terroristen

Schon im Sommer 2007 war Eric B. den Ermittlern aufgefallen. Damals war Eric eng befreundet mit Daniel Schneider, einem der drei mutmaßlichen Terroristen, die im September 2007 im Sauerland verhaftet wurden, als sie dabei waren Bomben für einen Terroranschlag zu bauen. "Heute ist ein guter Tag für die Sicherheit in Deutschland," sagten damals die Generalbundesanwältin Harms und der Chef des Bundeskriminalamtes Zierke. Monatelang hatten Beamte des LKA und BKA die mutmaßliche Terrorgruppe aus dem Saarland überwacht. Schon damals war ihnen auch Eric B. aufgefallen.

Der junge Mann konvertierte im Januar 2007 zum Islam, verkehrte regelmäßig mit dem Kopf der Gruppe Daniel Schneider und wohnte zeitweise sogar mit ihm zusammen. Kurz bevor Schneider und seine Komplizen mit dem Bau der Bombe begannen, setzte sich Eric B. nach Ägypten  ab. Die Ermittler ließen ihn ziehen. Notgedrungen, keine ausreichenden Verdachtsmomente - so heißt es heute.

Über Kairo nach Pakistan

In Kairo wollte der Konvertit angeblich arabisch lernen, kam aber mit der Lebensweise in dem fremden Land nicht zurecht, zudem plagten ihn Geldsorgen. Dann tauchte sein Freund Houssein al-M. aus Deutschland auf. Zusammen mit dem  23-jährigen al-M. reiste Eric ins Terrorcamp nach Pakistan. Auch Houssein al-M. hatten die deutschen Kriminalbeamten überwacht. Auch ihn ließen sie aus Deutschland ausreisen, obwohl er bei der Generalbundesanwaltschaft als Beschuldigter galt. Kein dringender Tatverdacht, kein Haftbefehl und somit keine Chance die Ausreise zu verhindern - so heißt es heute.

Haben die Verantwortlichen die Gefährlichkeit der beiden jungen Saarländer falsch eingeschätzt? Hätten sie früher reagieren können – oder müssen? Panorama über die Entwicklung  eines saarländischen Bürschchens zum Fußsoldaten von Al Kaida - und wie Sicherheitsbehörden dabei zugesehen haben.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 15.05.2008 | 21:45 Uhr