Pressemeldung: Sexueller Missbrauch im Bistum Würzburg - Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen Bischof

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann © dpa Foto: David Ebener

Der Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, versuchte nach Aussagen einer bayerischen Familie, sexuelle Übergriffe eines Geistlichen zu verschleiern. Gegenüber dem NDR-Politmagazin "Panorama" schilderte die Familie, der damals 17-jährige Sohn sei ein Jahr lang vom örtlichen Gemeindepfarrer Klaus-Peter K. zu sexuellen Handlungen gezwungen worden. "Er hat mich in die Ecke gedrängt, ich musste mich ausziehen, er hat mich zum Oralverkehr gezwungen", beschreibt das Opfer die Taten des Pfarrers. Einen Bericht über das Thema zeigt "Panorama" am Donnerstag, 16. August, um 21.45 Uhr im Ersten.

Schließlich bat der Junge, ein Ministrant, den zuständigen Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, um ein Gespräch und berichtete ihm von dem sexuellem Missbrauch. "Ich kann mich noch erinnern, dass er mir geraten hat, von einer Anzeige Abstand zu nehmen, damit das nicht so aufgewirbelt wird und damit nichts an die Öffentlichkeit gelangt", so der Junge, der anonym bleiben möchte, gegenüber "Panorama".

Sexueller Missbrauch - Wie Bischöfe versuchen, zu vertuschen
Ein Bericht von 2007 über die Verschleierung des sexuellen Missbrauchs durch katholische Bischöfe.

Dem Bistum Würzburg ist der Fall bekannt. Da Bischof Hofmann im Urlaub ist, nahm der zuständige Generalvikar Karl Hillenbrand gegenüber "Panorama" Stellung. Er betonte, die Kirche habe korrekt gehandelt, da sie sofort ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet habe. Dem Vorwurf, der Junge sei zum Schweigen gedrängt worden, mochte der Vikar nicht entgegen treten. Er verwies auf die schwierige Lage eines Bischofs in einer solchen Situation. Konkret mochte er sich aber nicht äußern, da er bei dem Gespräch nicht zugegen gewesen sei.

Da der Junge die Staatsanwaltschaft Würzburg dennoch heimlich eingeschaltet hatte, leitete die Behörde ein Ermittlungsverfahren gegen Pfarrer Klaus-Peter K. wegen sexueller Nötigung ein. Der Fall konnte aber nicht aufgeklärt werden, da der 55-jährige Pfarrer wenig später Selbstmord beging. Der Mann stürzte sich vor einen Zug. Nach dem Tod des Pfarrers wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt. Nach Angaben des Generalvikars soll sich der Verdacht gegen den Geistlichen im kirchenrechtlichen Verfahren aber erhärtet haben.

Dem offenbar missbrauchten Jungen und seiner Familien sei in der Folge keine Unterstützung des Bistums Würzburg angeboten worden, klagt die Mutter des Jungen.

Dabei hatte die Deutsche Bischofskonferenz 2002 Leitlinien "Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche" beschlossen. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass "dem Opfer und seinen Angehörigen menschliche, therapeutische und pastorale Hilfe angeboten" werden soll. Auch hatten sich die Bischöfe verpflichtet, die Öffentlichkeit "angemessen" zu informieren. Generalvikar Karl Hillenbrand bestritt die Vorwürfe der Familie. Das Opfer habe ein Therapieangebot der Kirche abgelehnt.

16. August 2007

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 16.08.2007 | 21:45 Uhr