Sippenhaft? Familie Sürücü unter Generalverdacht

von Bericht: Thomas Berndt, Robert Bongen

Zwei Freisprüche, eine Verurteilung - so endete der Prozess um die Familie Sürücü vor dem Berliner Landgericht. Neun Jahre muss der 20-jährige Ayhan ins Gefängnis. Er hat seine Schwester Hatun ermordet, weil ihr Lebensstil seiner Meinung nach zu westlich gewesen sei. Zwei weitere Brüder, die ebenfalls unter Tatverdacht standen, wurden frei gesprochen - aus Mangel an Beweisen. Und seitdem läuft die Öffentlichkeit Sturm.

Sippenhaft? Die Familie Sürücü unter Generalverdacht
Das Urteil des Berliner Landgerichts hat im Fall um die türkische Familie Sürücü einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

"Wer Ehrenmorde bejaht und sogar begeht, für den darf kein Platz in Deutschland sein", fordert der Berliner CDU-Politiker Friedbert Pflüger. Zahlreiche Politiker springen ihm bei und fordern ebenfalls die Ausweisung der Familie. Plötzlich wollen alle wissen, dass die ganze Familie am so genannten Ehrenmord beteiligt war. Sippenhaft also - auch wenn das Gericht dafür keine Beweise gefunden hat. Und so darf jeder Vorschläge machen, die den Rechtsstaat auf den Kopf stellen. Denn mit populistischen Forderungen nach härteren Strafen und Ausweisung von Ausländern rennt man bei manchem Bürger offene Türen ein.

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Das Erste | Panorama | 20.04.2006 | 21:45 Uhr