Die Wunde von Bern - Bitteres Nachspiel für ungarische Verlierer

von Bericht: Henning Rütten

4. Juli 1954, Deutschland wird Fußball-Weltmeister gegen Ungarn, ein Ereignis, das als "das Wunder von Bern" in die Geschichte eingeht. Die deutschen Spieler werden zuhause frenetisch bejubelt, gelten als Helden - bis heute. Und die Verlierer? "Die Verbitterung wird mich bis ins Grab verfolgen", sagt der ungarische Torwart Gyula Grosics. Denn das Endspiel war für ihn nicht nur ein verlorenes Finale, es war ein Schicksalsschlag. Grosics wird in seiner Heimat zum Sündenbock gemacht. Man verbannt ihn aus der Nationalmannschaft, schiebt ihn zu einem Provinzklub ab.

Die Wunde von Bern - Bitteres Nachspiel für Ungarn
Ein Bericht von 2004 über Repressalien, denen ungarische Fußballspieler nach der WM-Niederlage1954 ausgesetzt waren.

Ungarns Keeper Gyula Grosics ist geschlagen: Helmut Rahn hat das 3:2 im WM-Finale 1954 erzielt. © dpa

Seine Familie wird quasi in Sippenhaft genommen, der Vater verliert seine Arbeitsstelle als Schichtführer im Bergwerk. Und dann wird Grosics auch noch angeklagt - wegen Landesverrates. "Für welches Land ich angeblich spioniert haben sollte, sagte niemand", erinnert er sich. Das Finale hatte aber nicht nur für den Torwart ein übles Nachspiel - es veränderte ein ganzes Land. Noch heute ist für Ungarn eine offene Wunde, was für Deutschland ein Wunder war.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 08.04.2004 | 21:45 Uhr