Presseerklärung: "Deutscher Staatsbürger verkehrte im engsten Führungszirkel der Terrorgruppe von Al-Kaida"

Rauch- und Staubwolke über dem World Trade Center nach den Anschlägen vom 11. September. © dpa

Rauch- und Staubwolke über dem World Trade Center nach den Anschlägen vom 11. September.

Ein 35-jähriger Deutscher, der bislang unbehelligt in Nordrhein-Westfalen lebt, hatte nach Panorama-Recherchen eine weit wichtigere Funktion innerhalb des Terrornetzes der Al-Kaida als bisher bekannt. Christian G. war - so das ARD-Magazin in seiner heutigen Ausgabe um 20.15 Uhr - nicht nur mehrfach in afghanischen Ausbildungslagern der Al-Kaida, sondern soll auch Personal in Deutschland rekrutiert haben. Generalbundesanwalt Kay Nehm bestätigte in einem Panorama-Interview die Recherchen: "Es mag sein, dass er diese Rekrutierung in mehreren Fällen getan hat."

Der Generalbundesanwalt ist davon überzeugt, dass Christian G. "Zugang zum engsten Führungszirkel von Al-Kaida hatte." Nach Aussagen von anderen Beschuldigten, die den Fahndern vorliegen, soll sich Christian G. in den afghanischen Ausbildungslagern auch innerhalb der streng abgeschotteten Sicherheitsbereiche aufgehalten haben. Dort habe er beim Aufbau und Betreiben der Computeranlage der Terrororganisation geholfen, dafür sollte er sogar spezielle Computer-Software in Deutschland beschaffen. Dieses Computerprogramm - so die Panorama-Recherchen - ermöglicht den Zugang ins Internet durch Satellitentelefone. Das Internet ist eine der wichtigsten Kommunikationsformen für die Terroristen.

Hilflose Fahnder, zögernde Politiker - Terroristen frei
Wegen einer Gesetzeslücke kann Christian G., ein mutmaßlicher Al-Kaida-Unterstützer, nicht verfolgt werden.

Rätselhaft ist für Fahnder bis heute die vermutlich letzte Reise von Christian G. ins Ausland. Nach Panorama-Recherchen war er noch im Oktober 2001, also nach den Anschlägen vom 11. September, für längere Zeit in Afghanistan. Ob er während dieses Aufenthalts geholfen hat, die Computer von Al-Kaida in Sicherheit zu bringen, ist offen. Generalbundesanwalt Nehm wollte "Hilfsleistungen auf diesem Sektor" nicht ausschließen.

27. Oktober 2002

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 27.10.2002 | 20:15 Uhr