Vox populi: Kosovo

Anmoderation

PATRICIA SCHLESINGER:

In der Kriegswoche 11, am 72. Bomben-Tag ist offenbar der Durchbruch gelungen. Serbien und das Kosovo sind schwer verwüstet, die jugoslawische Armee ist geschwächt, es gibt noch ungezählte Todesopfer, und rund eine Million Menschen sind aus ihrer Heimat geflohen. Die Luftoperationen, die Nato-Angriffe auf Jugoslawien, sollen aber erstmal weitergehen, bis man sicher sein kann, daß Milosevic tatsächlich die Forderungen erfüllt. Aussicht auf Frieden - und das sind die ersten Reaktionen auf deutschen Straßen:

Vox Populi: Kosovo-Konflikt
Reaktionen auf die Meldung, dass Serbiens Präsident Milosevic den Friedensplan der NATO annehmen wird.

KOMMENTAR:

Die Nachricht von einem möglichen Frieden. Aber nur die wenigsten blieben im Bahnhofsgewühl vor den Monitoren stehen. Wer allerdings die Neuigkeit aufschnappte, war heilfroh.

0-Töne

INTERVIEWER:

"Sind Sie da auch persönlich ein bißchen erleichtert?"

PASSANTEN:

"Wenn er aufhört, auf alle Fälle. Ich glaube, wir alle, wir hängen ja alle ein bißchen mit drin, das ist ja Europa, was soll das."

"Die Vorstellung, daß da wochenlang Menschen getötet, vertrieben, sonstwie was werden, das war sehr bedrängend, oder was heißt war - ist es immer noch."

"Das tut einem ja immer weh, wenn man das so sieht, Tag für Tag.

Das wäre natürlich phantastisch."

"Okay, man hat da nichts an sich mit zu tun, nur aber ewige diese Ballerei, das hört man jeden Tag, man ist frustriert. Ich finde das in Ordnung so. Wenn die aufhören, sich zusammensetzen, Bierchen trinken - wunderbar, warum nicht."

INTERVIEWER:

"Möglicherweise Frieden in Jugoslawien, sind Sie da erleichtert?"

PASSANT:

"Nee, ich meine, das ist Realität, Normalität, der Krieg, und von daher hat man es einfach hingenommen, es war schon zu lange."

INTERVIEWER:

"Die Nato hat nun gesagt, sie will trotzdem vorerst weiter bomben, obwohl Jugoslawien dem Friedensplan zugestimmt hat - wie finden Sie das?"

PASSANTIN:

"Ja, das finde ich eigentlich nicht so schön. Ich meine, wenn man schon was weiß, dann müßte man eigentlich schon aufhören, finde ich. Es ist ja sonst wirklich sehr traurig, wenn das so weitergeht."

PASSANT:

"Irgendeiner muß ja nun mal den Anfang machen, nicht wahr. Die haben den Anfang gemacht mit den Bomben, jetzt sollen sie auch den Anfang machen, damit aufzuhören."

INTERVIEWER:

"Die Nato will vorerst trotzdem weiter bomben, wie finden Sie denn das?"

PASSANT:

"Ja, das finde ich für'n Arsch. Also, wenn da Frieden angeboten wird, dann sollen die sofort damit aufhören, denn das kann nach hinten losgehen."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 03.06.1999 | 21:00 Uhr