Oskars Rache - Die Enthüllungen eines Frührentners

von Bericht: Michaela Wich-Glasen

Anmoderation

PATRICIA SCHLESINGER:`

Im Saarland sitzt ein Frührentner, der bekommt rund 15.000 Mark monatliche Pension - und er hat viel Zeit. Die hat er genutzt, um ein Buch zu schreiben, das ihm schon 700.000 Mark Vorschuß gebracht hat. Bisher wissen nur ganz wenige, was drin steht - meine Kollegin Michaela Wich-Glasen gehört dazu. Bezahlt haben wir nichts, aber PANORAMA kann Ihnen schon - gewissermaßen als Vorab-Veröffentlichung - die entscheidenden Kapitel aus Oskar Lafontaines Buch präsentieren, unter dem Rubrum: Werke der Weltliteratur.

Oskar Lafontaines Buch - "Ich, Oskar"
Glosse zu Oskar Lafontaines neuestem Buch mit dem satirischen Titel "Ich, Oskar - Ein Frührentner rechnet ab".

Werke der Weltliteratur! Nach Julius Caesar und Otto von Bismarck schreibt jetzt ein weiterer großer Staatsmann seine Memoiren: Oskar Lafontaine. Exklusiv die ersten Auszüge aus: "Ich Oskar - Ein Frührentner rechnet ab!"

Jetzt packe ich aus.

Kapitel 1: Wie ich um die Kanzlerkandidatur betrogen wurde. Am Anfang stand ein niederträchtiger Verrat - an mir, Oskar, und an der deutschen Sozialdemokratie.

Nur Schröder, dieser prinzipienlose Zocker, konnte mich so über den Tisch ziehen. Es war drei Tage vor der Niedersachsenwahl - wir standen in meinem Büro im Ollenhauerhaus und knobelten um die Kanzlerkandidatur. Es stand eins zu eins. Dann habe ich eine Schere gemacht und der Gerhard ein Blatt Papier. Ja, und dann hat er mir erklärt, daß das Papier die Schere einwickelt und daß er jetzt der Kanzlerkandidat sei. Seitdem hat mich Gerhard immer so breit angegrinst, und ich dachte noch: Irgendwie komisch, daß er plötzlich so freundlich zu mir ist.

Ständig haben alle in meiner Anwesenheit gelacht. Auf einem Parteitreffen Monate später habe ich all meinen Mut zusammengenommen und den Helmut gefragt, was denn so lustig sei. Und dann hat er es mir erklärt: Schere schneidet Papier. In Wahrheit hatte ich das Kanzlerkandidatenknobeln gewonnen. Gerhard hatte mich reingelegt! Das hätte mir eigentlich eine Warnung sein müssen.

Kapitel 2: Die Wahrheit über meinen Rücktritt. Auch in den folgenden Monaten hat Gerhard alles getan, um mich blöd dastehen zu lassen, zum Beispiel auf dem Leipziger Parteitag. Nach vorne scheinheilig harmonisch lächeln - und hintenrum .... Gerhard konnte sich immer ausschütten über solche Sachen.

Oft bekam ich auch völlig überraschend Einladungen zu außerordentlichen Versammlungen, total wichtig und so. Doch wenn ich dann zu dem Termin dort ankam, war außer ein paar feixenden Journalisten niemand zu sehen.

Dann sein fiesester Trick: Gerhard und ich gaben gerade in der DGB-Zentrale Autogramme, da schob er mir plötzlich dieses tolle Angebot rüber: eine einmalige Jubiläumsausgabe der Werke von Marx und Engels zum Spottpreis. Ich wunderte mich zwar, daß gerade Gerhard mich auf dieses Angebot aufmerksam machte, aber wer könnte dazu nein sagen. Doch in Wahrheit ging es Schröder um etwas ganz anderes: Ich hatte meine eigene Rücktrittserklärung unterschrieben! Gerhard, der Intrigant, hatte mich reingelegt.

Das ist noch längst nicht alles. Sehen Sie in der nächsten Sendung: Warum Christa die bessere Kanzlergattin gewesen wäre.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 02.09.1999 | 21:00 Uhr