Neue Mitte TV

Anmoderation

PATRICIA SCHLESINGER:

Die SPD hat die Kurve gekriegt, das behaupten optimistische Genossen. "Talfahrt gestoppt", heißt es. Nur weil das Berliner Desaster weniger schmerzlich ausfiel als erwartet. So kann man sich alles schönreden. Und damit der Optimismus anhält, muß Generalsekretär Franz Müntefering sich schon so einiges einfallen lassen. In der vergangenen Sendung haben wir Ihnen seine neueste Idee vorgestellt: Neue Mitte TV. Politikvermittlung leicht gemacht - oder: Wie die SPD die Welt sieht. Neue Mitte TV ist eine Fernsehsendung, ganz nach dem Geschmack der Genossen. Und da so mancher von ihnen wünscht, es hätte diesen Oskar von der Saar nie gegeben, zumindest nicht in der SPD, ist dieser Wunsch nun schon Wirklichkeit - im Neue Mitte TV.

Michaela Wich-Glasen mit der neuesten Ausgabe.

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SPRECHER:

"Guten Abend, liebe Wählerinnen und Wähler, willkommen zu einer neuen Ausgabe von Neue Mitte TV. Die Proteste gegen Oskar Lafontaine weiten sich aus. Bundesweit gingen SPD-Mitglieder auf die Straße, um gegen das Schundbuch des ehemaligen Finanzministers zu demonstrieren."

KOMMENTAR:

In Hannover hatte die SPD zu einer Lichterkette gegen Gewalt beim Schreiben aufgerufen. Rund 100.000 empörte Genossen beteiligten sich an dem friedlichen Protest. In der Innenstadt von Saarbrücken kam es hingegen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Der SPD-Ortsverein forderte, Lafontaines Buch müsse unverzüglich eingestampft werden. Die Demonstranten zerstörten den PKW ihres ehemaligen Vorsitzenden und bewarfen die anrückende Polizei mit leeren Chiantiflaschen.

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SPRECHER:

"Die Führungsspitze der Partei der Neuen Mitte hat beschlossen, Oskar Lafontaine nicht nur aus der Partei auszuschließen, er werde vielmehr gänzlich aus der Geschichte der Sozialdemokratie gestrichen. ‚Ein SPD-Mitglied mit dem Namen Oskar Lafontaine hat es nie gegeben', betonte Franz Müntefering.

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FRAGE:

"Wie lange wollen Sie noch schweigen zu den Vorwürfen Oskar Lafontaines?"

GERHARD SCHRÖDER:

"Wer?"

KOMMENTAR:

Nach Angaben der SPD wurde nie ein Oskar Lafontaine zum Kanzlerkandidaten gewählt. 1990 habe es nachweislich gar keinen SPD-Kanzlerkandidaten gegeben. Auch die sogenannte SPD-Troika hat laut Vorstandsbeschluß nie existiert. In Wahrheit habe die Partei auf eine Doppelspitze gesetzt, wie der damalige Slogan beweist: "Zwei sind keiner zu viel". Infam ist nach Parteiangaben auch die Behauptung, Gerhard Schröder sei 1997 an der Saar mit einem gewissen Herrn Lafontaine zusammengetroffen. Schröder habe vielmehr mit seiner Gattin die bekannte Wirtschaftstheoretikerin Christa Müller besucht. Bei dem Gespräch sei sonst niemand dabei gewesen.

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SPRECHER:

"Nach den erfolgreichen Nachbesserungen an Steuerreform, 630-Mark-Jobs und Gesundheitsreform plant Bundeskanzler Gerhard Schröder jetzt auch eine Nachbesserung seiner Wahlversprechen. Einige seiner Äußerungen habe er damals nicht so gemeint, so Schröder.

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GERHARD SCHRÖDER:

"Ich stehe dafür, daß auch in Zukunft die Renten so steigen wie die Netto-Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."

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GERHARD SCHRÖDER:

(nachgebesserte Fassung)

"Ich stehe dafür, daß auch in Zukunft die Renten nicht so steigen wie die Netto-Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer."

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SPRECHER:

"Nach den Wahlen in Berlin, Brandenburg, Thüringen und Sachsen will die SPD im Osten noch erfolgreicher werden. Zur Stärkung der Parteibasis wurde deshalb ein neuartiger Feldversuch beschlossen."

KOMMENTAR:

Geplant ist die Auswilderung von freilebenden Genossen in Brandenburg. So wurde zunächst ein halber Ortsverein aus Castrop-Rauxel in die Uckermark umgesetzt. Die Genossen wollen mit dem nicht ganz ungefährlichen Experiment im Osten herausfinden, wie sich Sozialdemokraten in der für die fremden Umgebung zurechtfinden.

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SPRECHER:

"Das, meine Damen und Herren, war Neue Mitte TV, das unabhängige Nachrichtenmagazin der Neuen Mitte - einen schönen guten Abend."