Herbert Wehners Aktentasche

von Bericht: Michaela Wich-Glasen

Herbert Wehners Aktentasche

Anmoderation

PATRICIA SCHLESINGER:

Aufrechte Wähler müssen sich doch im Laufe ihres Wählerdaseins einmal fragen: Was werden unsere Sozialdemokraten einmal an unsere Nachwelt, an unsere Kinder vererben? Seit wenigen Tagen wissen wir es: zum Beispiel die alte Aktentasche von Herbert Wehner. Im Ollenhauerhaus wurde sie gefunden, beim umzugsbedingten Aufräumen der Tiefgarage, in seinem alten Volvo. Aber das ist längst nicht alles. Es gibt noch mehr SPD-Notfallutensilien und Reliquien.

Herbert Wehners Aktentasche: Entrümpelung in der SPD-Zentrale
Satirischer Beitrag über die Fundstücke bei einer Entrümpelungsaktion im Erich-Ollenhauer-Haus in Bonn

Merkwürdiges hat meine Kollegin Michaela Wich-Glasen in den staubigen Tiefen der Baracke gefunden.

KOMMENTAR:

Umzugsarbeiten im Ollenhauerhaus. Bei ihrer Entrümplungsaktion in der SPD-Zentrale machten die Möbelpacker sensationelle Entdeckungen. Zuerst fanden sie Herbert Wehners alte Aktentasche, die Gerhard Schröder sofort publikumswirksam der Presse präsentierte. Doch was bisher kaum jemand wußte: die Packer entdeckten noch weitere Zeugnisse sozialdemokratischer Geschichte. PANORAMA wurde bisher unveröffentlichtes Video-Material zugespielt.

Das Büro des Ehrenvorsitzenden Willy Brandt wurde seit dessen Tod völlig unberührt gelassen. Deshalb entdeckte man erst jetzt in einem ungeleerten Papierkorb alte Liebesbriefe der jungen Brigitte Seebacher an ihren geliebten Willy.

Björn Engholm hatte damals nach seinem plötzlichen Rücktritt schnell eingepackt. Dabei hat er wohl etwas übersehen: In seinem alten Schreibtisch befand sich in der untersten Schublade noch die Original-Schublade aus der Kieler Schubladen-Affäre.

In dem Sekretariat, das sich Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine vor Jahren einmal einträchtig geteilt haben, lagen in einer Stiftablage noch sämtliche ehemaligen Eheringe der beiden Genossen.

In dem Büro von Manfred Stolpe kam es ebenfalls zu einem unerwarteten Fund: In einem unverschlossenen Aktenschrank stand direkt neben der Jahresabrechnung die vollständige Stasi-Akte von Stolpe. Was PANORAMA jahrelang verborgen geblieben ist, entdeckte jetzt ein junger Mitarbeiter eines Bonner Transportunternehmens.

Nicht weniger spektakulär die Entdeckung im Büro des jetzigen Verteidigungsministers: In der zweiten Schublade von oben lag Scharpings Bart.

Und in dem verlassenen und völlig unaufgeräumten Büro des ehemaligen Parteivorsitzenden machten die Möbelpacker einen besonders brisanten Fund: Nur nachlässig versteckt zwischen anderen Bänden stand ein Vorabdruck von Lafontaines Buch, das doch erst im Herbst auf den Markt kommen sollte. Der Titel: "Ich, Oskar - Ein Frührentner rechnet ab".

Abmoderation

PATRICIA SCHLESINGER:

Ja, auf dieses Buch sind wir denn alle ganz gespannt.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 05.08.1999 | 21:00 Uhr