Stand: 25.11.17 22:37 Uhr

"Starke Emotionen als Nährboden unseres Krimis"

von Georg Lippert
Drehbuchautor Georg Lippert. © Georg Lippert

Georg Lippert ist einer der Drehbuchautoren für "Böser Boden".

Im Rahmen der Recherchen für den Tatort "Böser Boden" haben wir die Beunruhigung in der Region Rotenburg bezüglich der Gefahren der Gasförderung zu spüren bekommen; in einer Gegend also, in der seit einem halben Jahrhundert Gas gefördert wird. Etwa 95 Prozent der deutschen Fördermenge und rund zehn Prozent des jährlichen Verbrauchs stammen von hier.

Giftiges Wasser: Auch konventionelle Gasförderung verdächtig

Seit Februar 2017 gibt es strenge Auflagen für Fracking in Deutschland. Doch auch bei der konventionellen Gasförderung besteht der Verdacht, dass Giftstoffe aus den Bohrstellen in die Umwelt gelangen. Ein besonderes Problem stellt hierbei die Entsorgung des sogenannten Lagerstättenwassers dar.

Wie uns ein Experte für erdölgeologische Prozesse bestätigen konnte, entspricht es der bisher gängigen Praxis, dass das Lagerstättenwasser nach grober Reinigung in alten Förderbohrungen entsorgt wird. Bei diesem Verfahren wird es in Tiefen von 1.000 bis 1.500 Metern verpresst, also nicht in der Tiefe, aus der es gefördert wurde. Der Transport des Lagerstättenwassers zu den Versenkbohrungen erfolgt über Rohrleitungen oder per Tanklastwagen. Dabei kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Zwischenfällen, wie uns ein führendes Mitglied einer Bürgerinitiative aufzeigte.

Bewertungen gehen weit auseinander

Regisseur und Drehbuchautor Marvin Kren. © Marvin Kren / Studio Hamburg

Marvin Kren war Co-Autor beim Tatort "Böser Boden".

Klar ist: In dem Konflikt um die Gefahren der Erdgasförderung gehen die Wahrnehmungen und Meinungen verschiedener Beteiligter extrem weit auseinander, das haben uns die Recherchen klar gemacht. So schlagen etwa im niedersächsischen Bothel Ärzte schon seit Jahren Alarm, weil sich Krebserkrankungen häufen. Bürgerinitiativen vor Ort machen die Erdgasförderung dafür verantwortlich. Sie malen düstere Szenarien über die Zerstörung ihrer Lebenswelt.

Gleichzeitig zeichnet die Industrie ein anderes Bild der Lage: Sprecher der Unternehmen erklären den Umstand, dass Zusammenhänge zur Häufung der Erkrankungen bislang nicht bewiesen werden konnten als Beweis für die totale Unschuld der Konzerne.

In diesem Spannungsfeld unterschiedlicher Darstellungen entstehen starke Emotionen wie Angst und Zorn, die der Nährboden für unseren Krimi sind, der - entsprechend seiner Genreanleihen - auch mit dem Mittel der Zuspitzung spielt.  

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Tatort | 26.11.2017 20:15 Uhr