Stand: 31.01.19 16:51 Uhr

Ermittlungen gegen ehem. SS-Mann Karl M. eingeleitet

Update: Ermittlungen eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft Hildesheim hat mittlerweile ein Ermittlungsverfahren gegen Karl M. eingeleitet. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde Panorama. Die Behörde wirft dem ehemaligen SS-Mann Volksverhetzung vor. M. hatte vor laufender Fernsehkamera behauptet, dass der Holocaust mit sechs Millionen Toten so nicht stattgefunden habe: "Soviel Juden hat es damals gar nicht gegeben", sagte M.. Das mit den Juden würde Adolf Hitler immer angehängt. Die Zahl stimme aber nicht, sie sei längst widerlegt. Darüber hinaus wünsche er sich manchmal Hitler zurück, weil der ja "durchgegriffen" habe. Nach dem Panorama-Beitrag hatte es insgesamt 20 Anzeigen gegen Karl M. gegeben; auch von Amts wegen hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen geprüft.

Karl M. war 1944 an einem Massaker im nordfranzösischen Ort Ascq beteiligt, bei dem Soldaten der 12. SS-Panzerdivison insgesamt 89 unschuldige Menschen umbrachten. Nach dem Krieg hatte ihn ein französisches Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Die Strafe ist inzwischen verjährt und kann nicht mehr vollstreckt werden.

NS-Verbrecher: "Ich bereue nichts!"
Der SS-Mann Karl M. war 1944 an der Ermordung von 86 Zivilisten beteiligt. Bis heute bereut er nichts.

Im Interview mit Panorama hatte Karl M. keine Reue gezeigt und die Erschießung der Männer verteidigt, allerdings bestritten, selber geschossen zu haben. Im selben Interview bezeichnete er Adolf Hitler als jemanden, der "durchgegriffen" habe und dem "das mit den Juden" nur angehängt worden sei. Der Holocaust mit sechs Millionen Toten habe so nicht stattgefunden: "Soviel Juden hat es damals gar nicht gegeben", sagte M.. Die Zahl stimme nicht, sie sei längst widerlegt.

Straftatbestand der Volksverhetzung

Für Katharina König-Preuss, Abgeordnete der Fraktion "Die Linke" im Thüringer Landtag, erfüllen diese Aussagen den Straftatbestand der Volksverhetzung. Sie hat deshalb ebenso Strafanzeige gegen Karl M. gestellt, wie etwa Alexandre Delezenne, Jurist und Urenkel eines der Todesopfer des Massakers, und die beiden Schwestern Jacqueline Ruckebusch-Béghin und Marguerite-Marie Béghin, deren Vater Louis damals mit 31 Jahren erschossen worden ist.

Der Bürgermeister der Stadt Villeneuve d’Ascq, Gérard Caudron, nannte gegenüber der "Hildesheimer Allgemeinen" die Äußerungen von Karl M. "unerträglich". Er plant nun an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu schreiben und sie aufzufordern, die Aussagen öffentlich scharf zu verurteilen. Am 1. und 2. April 2019 wird in Frankreich der 75. Jahrestag des Massakers von Ascq begangen.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 29.11.2018 | 21:45 Uhr