Eingesperrt: Das Schicksal einer Deutschen im Libanon

Seit Monaten sitzen die 19-jährige Soukaina aus Berlin und ihr sieben Monate alter Sohn im Libanon fest. Die Deutsche darf das Land nicht verlassen, weil ihr Mann eine Ausreisesperre gegen sie verhängen ließ. Panorama berichtete bereits Anfang November über diesen Fall. Seit dem Beitrag wird die Redaktion von Zuschauer-Fragen überschwemmt: Wie geht es Soukaina? Sitzt sie immer noch im Libanon fest? Darf ihr Mann, der gegen sie eine Ausreisesperre verhängt hat, weiterhin in Deutschland bleiben? Inwieweit können ihr die deutschen Behörden helfen, auch wenn sie Deutsche libanesischer Herkunft ist, beide Staatsbürgerschaften hat und sich auf libanesischem Boden befindet? Warum holt man sie und ihr Baby nicht endlich nach Hause? Hat hier die Diplomatie versagt?Viele Zuschauer reagieren betroffen, wütend und wollen wissen wieso die Bundesregierung die Deutsche nicht nach Hause holt.

Eine Frau mit ihrem Baby

Die 19-jährige Souikana mit ihrem Kind

Rückblick: Die 19-jährige Soukaina el-Rayes und ihr Ehemann Fadi fahren im Sommer mit dem gemeinsamen Kind Fadel in den Urlaub nach Beirut. Eine Reise ohne Wiederkehr, jedenfalls für Soukaina und ihren Sohn. Denn ihr Ehemann hatte, bevor er zurück nach Berlin flog, gegen sie und das gemeinsame Kind eine Ausreisesperre verhängt. Soukainas Familie stammt aus dem Libanon, lebt aber seit über 20 Jahren in Deutschland. Als Deutsch-Libanesin gilt für sie im Libanon jedoch das dortige Recht. Dieses erlaubt dem Ehemann, über den Aufenthaltsort seiner Frau zu bestimmen. Im Gegensatz zu Soukaina ist ihr Mann Fadi kein Deutscher. Er hat in der Bundesrepublik nur Aufenthaltsrecht weil er mit einer Deutschen verheiratet ist.

Berlin will Ehemann nun abschieben

Nach der Berichterstattung in Panorama ist nun Bewegung in den Fall gekommen. Aber anders als gedacht. Die Berliner Innenbehörde will den Ehemann von Soukaina jetzt in den Libanon abschieben. "Die von Senator Körting angekündigte Überprüfung des rechtmäßigen Aufenthalts eines libanesischen Staatsangehörigen, der seine Frau gegen ihren Willen im Libanon festhält, hat zu dem Ergebnis geführt, dass der Mann aufgrund seines Verhaltens kein Aufenthaltsrecht mehr in Deutschland hat."

Die Situation von Soukaina verbessert sich dadurch nicht. Im Gegenteil: Die Ausreisesperre bleibt weiter bestehen. Die junge Frau muss jetzt befürchten, dass Sie bald im Libanon auf ihren gewalttätigen Ehemann trifft. Schon jetzt muss sie tägliche Schikanen der libanesischen Schwiegermutter über sich ergehen lassen. Die hat mit Polizeigewalt ein Besuchsrecht bei ihrem Enkel erwirkt. Zweimal pro Woche darf sie ihn für sechs Stunden sehen. Soukaina hat Angst davor ihren Sohn irgendwann nicht mehr zurück zu bekommen, ihn an die Familie des Ehemanns zu verlieren. Der betont in einem Schreiben vom 26.11.2010 gegenüber Panorama: "Seit unserer Hochzeit am 01.06.06 behandele ich sie liebevoll und das hat sich auch nicht geändert. Ich liebe sie immer noch. Auch wenn es bis zur Scheidung kommen sollte, wird sie immer die Frau meines Kindes bleiben, deswegen kann ich kein schlechtes Wort über sie sagen."

Deutsche Botschaft kann Ausreise nicht ermöglichen

Soukaina, ihre Geschwister und ihre Freunde behaupten hingegen, dass Fadi seine Frau geschlagen habe. Auch die deutsche Botschaft im Libanon hat inzwischen reagiert. Sie bietet Soukaina und ihrem Baby eine sichere Unterkunft an. Die Diplomaten betonen aber, dass sie der deutschen Staatsbürgerin eine Ausreise nicht ermöglichen können. In den kommenden Tagen wird vor einem Gericht in Beirut über das Schicksal der jungen Frau verhandelt. Wie es Soukaina geht, wie sich Freunde, ehemalige Lehrer und die Familie für sie engagieren und wie die Behörden mit dieser schwierigen Situation umgehen, berichtet Panorama in der kommenden Sendung.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 02.12.2010 | 21:55 Uhr