Stand: 06.12.07 22:15 Uhr

Jahresrückblick 2007

Nicht nur recherchieren und aufdecken - sondern auch nachhaken. Panorama hat auch im Jahr 2007 zahlreiche Missstände aufgezeigt - nun schaut Panorama noch einmal zurück und dokumentiert, was in einigen Fällen mittlerweile geschehen ist.

Die HdJ - Ferienlager im Führerbunker

Lange Zeit hatten Verfassungsschutz und Innenministerium die neonazistische "Heimattreue deutsche Jugend" offenbar unterschätzt. Ungestört konnte die Neonazi-Organisation ihre Zeltlager, Treffen und Feiern abhalten. Dabei verkündet die HdJ sogar auf ihren Internet-Seiten offen: "Kinder ab sechs Jahre werden sowohl geistig als auch militärisch ausgebildet."

Nachgehakt
Der Beitrag zeigt Reaktionen auf Missstände, die in früheren "Panorama-Sendungen aufgedeckt wurden.

Wie diese Ausbildung aussieht, das hat Panorama öffentlich gemacht: Die Kinder und Jugendlichen werden im Wald bei Wehsportübungen gedrillt, die Anweisungen holen sie sich aus dem "Führerbunker". Seitdem steht die Nazi-Organisation zunehmend unter Druck. So will sich Berlins Innensenator Körting für ein Verbot der HdJ einsetzen. "Das ist ein Verein, der mit den Grundsätzen unserer Verfassung nicht vereinbar ist", so Körting gegenüber Panorama. "Die Berichterstattung hat uns gezeigt, dass der Zulauf doch größer ist als gedacht."

Zwar gehört die HdJ nicht zur NPD, aber viele Parteifunktionäre sind oder waren dort aktiv. Außerdem tummeln sich bei der HdJ zahlreiche ehemalige Kader der "Wiking Jugend". Diese war 1994 "wegen ihrer Wesensverwandtschaft mit der NSDAP und der Hitler-Jugend" verboten worden - genauso wie die Bildung von Ersatzorganisationen. Inzwischen wurder der HdJ bereits das öffentliche Tragen ihrer Uniformen verboten. Dagegen legte diese Rechtsmittel ein. Wir bleiben dran.

Faule Politiker: Partys statt Parlament

Carl-Eduard von Bismarck, Foto: Picture-Alliance © Holger Kasnitz

Carl-Eduard von Bismarck: Fürstenspross - und Bundestagsabgeordneter der CDU. Über ihn kursierten schon länger die Gerüchte, er liebe die Party - und nicht unbedingt das Parlament. Das wollte Panorama überprüfen. Und tatsächlich, der Graf war nicht zu finden: nicht im Bundestag in Berlin - und auch nicht in seinem Wahlkreis in Schleswig-Holstein. Dort wurde er schon lange nicht mehr gesehen, berichten erboste Parteimitglieder.

Jüngst ließ der Ur-Ur-Enkel des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck verkünden, er werde sein Bundestagsmandat im Frühjahr 2008 niederlegen. Der Partylöwe hört auf - zumindest mit der Politik. Und so war die zunächst erfolglose Suche nach dem Grafen am Ende vielleicht doch erfolgreich.

Krank zur Arbeit: Wer fehlt, fliegt raus

Der Krankenstand ist auf einem historischen Tiefstand - und die Arbeitgeber jubeln: die Belegschaften seien so fit wie nie. Doch viele Studien deuten darauf hin, dass dies blanker Zynismus ist. Denn in Zeiten von Hartz IV gehen viele Mitarbeiter auch zur Arbeit, selbst wenn sie krank sind. Somit tauchen sie in keiner Fehlzeiten-Statistik auf. Der Grund für den Raubbau am eigenen Körper: Die Angst vor dem Jobverlust.

Beim Arbeiter-Samariter-Bund in Rheinland-Pfalz stieß Panorama auf eine Hilfskraft, die schilderte, dass der soziale Träger ihren Lohn im Krankheitsfall einfach einbehalten hat. Obwohl sie als Minijobberin besonders auf das Geld angewiesen ist. Der ASB bestritt die Vorwürfe, kein einziger Fall sei bekannt. Doch die Mitarbeiterin blieb bei ihrer Aussage.

Inzwischen rudert der ASB in dieser Sache offenbar zurück. Denn jetzt gibt es auch für die als Hilfskraft angestellte Frau Geld im Krankheitsfall. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit - und übrigens auch gesetzlich vorgeschrieben.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 06.12.2007 | 22:15 Uhr