Hakenkreuz als Hausschmuck - Ein ganzes Dorf schaute weg

von Bericht: Volker Steinhoff


Deutsche Heimat, Groß Mohrdorf bei Stralsund. Ein paar hundert Menschen wohnen hier. Ein gutbürgerliches Haus. Rechts solides Fachwerk, rote Klinkersteine mit Verzierung. Friedrich Tektas hat es sich so richtig schön gemacht. Doch nun das: der schöne Klinker weiß verputzt, von dem Wandschmuck fast nichts mehr zu sehen.

Hakenkreuz als Hausschmuck - Ein ganzes Dorf schaute weg
Der DVU-Landesvorsitzende Friedrich Tektas hat sein Haus 2001 mit einem Hakenkreuz verziert. Nun muss er es entfernen.

"Na, das war halt so gemauert", kommentiert er, "es waren Steine so gesetzt, dass das Zeichen dabei rauskam."

Das Zeichen - ein Hakenkreuz, fotografiert von der Polizei. Die ermittelt jetzt nach einer anonymen Anzeige.

"Die Polizei hat sich sofort vor Ort begeben", bestätigt Uwe Schmidt. "Sie hat dort dieses Hakenkreuz festgestellt und hat die Auflage erteilt, dieses zu entfernen."

Tektas hat das Hakenkreuz nun erstmal verputzt, auch wenn er den ganzen Ärger nicht versteht: "Es lief unter dem Begriff Hakenkreuz. Für mich ist es das Sonnenzeichen, das betone ich immer wieder. Ich hab' zum Hakenkreuz keine Beziehung. Aber unter dem Motto "bunt statt braun", wird alles hochgejubelt, hochgeputscht, um von den Problemen, die die Regierung hat, abzulenken, um das Volk sturmreif zu schießen für die Masseneinwanderung."

Gegen den Ausländersturm also ein harmloses asiatisches "Sonnenzeichen". Außer an Asien ist der Mann auch an Politik interessiert: als Landesvorsitzender der rechtsradikalen DVU. Und da zählt nur Deutsches: "Ich bin nun mal deutsch, ich kann nicht anders denken als deutsch. Ich kann nicht Globalisierung mitmachen, wie man das gerne möchte, das funktioniert nicht."

Von Globalisierung ist in Groß-Mohrdorf noch nicht viel zu spüren, zum Glück für den DVU-Vorsitzenden. Und das sagen die Nachbarn zum Hakenkreuz:

Der Pfarrer: "Ich habe es bisher nicht wahrgenommen, bisher nicht gesehen, und ich finde es auch nicht schön, dass Sie mich so überfallmäßig hier behandeln."

Andere Bewohner: "Ich hab' das gar nicht gesehen."

"Ist doch nichts Neues hier für uns im Dorf, das wussten wir doch alle."

Also doch gesehen? Der Bürgermeister gibt immerhin zu, das Hakenkreuz am Haus schon im Sommer entdeckt zu haben. Aber auch er unternahm nichts: "Da gibt es eine sehr hohe Bepflanzung zwischen Friedhof und diesem Haus. Und wenn also im Sommer diese Bepflanzung grün ist, kann man also den gesamten Bereich nicht einsehen. Man kann also auch dieses Machwerk da nicht erkennen."

Friedrich Tektas hat andere Erinnerungen an sein Grundstück: "Hier ist das Feld, da sind die Bäume, wenn die grün sind, meinen Sie, das Laub hängt bis auf die Erde runter? Glauben Sie das?" Außerdem versichert er, das Hakenkreuz sei dort schon seit Jahren, also auch in den letzten Wintern. Keiner im Ort tat was, bis die Polizei jetzt kam. Nun ist die Erklärungsnot für den Bürgermeister groß:

"Man ist da schockiert im ersten Moment, grade weil man hier in unserer Region so was absolut nicht kennt. Wir haben hier auch keine Rechtsradikalen, auch keine Vorkommnisse." Warum er trotzdem nichts unternommen hat, kann er sich heute nicht mehr erklären. Die Dorfbewohner seien jedenfalls genauso schockiert, versichert er.

Eine Dorfbewohnerin: "Ich hab' mich auch hier im Dorf schon mit den Leuten unterhalten, und ich hab' auch gesagt: Jeder soll das machen, was er gerne möchte."

Die anderen im Dorf sähen das genauso, versichert sie: "Also es störte keinen hier aus dem Dorf, weil es wirklich zur Straße hin wohl nicht zu sehen war. Und deshalb begreifen die das auch gar nicht."

Weitere Stimmen: "Der tut keinem Menschen was. Und das Hakenkreuz tut auch keinem was."

"Vielen hat er schon geholfen mit Wohnungsausbau und alles, und jetzt auf einmal so'ne Schikanen gegen diesen Menschen? Hätte es keinen Anschiss gegeben, hätte das gar keiner mitgekriegt. Das ist jetzt erst gekommen, weil das mit der Presse und das alles gekommen ist. Ich versteh' das nicht, wie manche Menschen so gehässig sein können."

Auch der DVU-Mann weiß, dass er auf viele seiner Nachbarn zählen kann: "Die lachen da drüber. Für die ist das lächerlich. Erstens weil die mich kennen, was ich für'n Mensch bin, dass ich weder rechtsradikal noch ein Neonazi bin, sondern ganz einfach ein Deutscher. Und DVU-Vorsitzender, das wissen die auch, natürlich."

Nach dem Interview mit "Panorama" ist er als Vorsitzender der rechtsextremistischen DVU zurück- und aus der Partei ausgetreten.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 14.12.2000 | 21:00 Uhr