Opferrenten

PATRICIA SCHLESINGER:

D-Mark, Scheine und Münzen © picture-alliance / dpa Foto: Nestor Bachmann

Anfang des Jahres habe ich zu Beginn einer Panorama-Sendung gesagt: "Wenn Adolf Hitler heute noch lebte, könnte er zusätzlich zu seiner normalen Rente eine sogenannte "Opferrente" bekommen, weil er bei einem Attentatsversuch verletzt wurde. Dieses Geld beziehen viele der heute noch lebenden Nazi-Verbrecher oder deren Angehörige."

Seit einer Woche ist das nicht mehr so. Kriegsverbrecher und ihre Hinterbliebenen sollen keine staatlichen Zusatzrenten mehr bekommen, das hat jetzt der Bundestag beschlossen. Jahrzehnte hieß es, dieses Gesetz könne man nicht ändern - nun konnte man doch. Es geschah allerdings weniger aufgrund tiefgreifender Einsicht, als vielmehr durch Druck der Medien im In- und Ausland, ausgelöst durch eben jenen PANORAMA-Bericht im Januar. Der Beschluß hat hohen Symbolwert für die echten Opfer der Nazi-Zeit, die vielfach wenig oder gar keine Entschädigung bekommen. Die Peiniger von damals erhalten jetzt zumindest keine Zusatzrente mehr, und sie werden auch nicht mehr als "Opfer" geführt. Es hat ein halbes Jahrhundert gedauert, und es wurden unzählige Milliarden Mark an Kriegsverbrecher gezahlt, aber immerhin hat dieser Zynismus nun endlich ein Ende.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 20.11.1997 | 21:00 Uhr