"Labour of Love“ - Ein 500 SE für Nelson Mandela

von Stefan Buchen

Die Arbeiter von Daimler-Benz Südafrika bauen einen Mercedes 500 SE für Nelson Mandela. Es ist ein Geschenk für den gerade aus dem Gefängnis auf Robben Island freigelassenen Ex-"Terroristen". Der Werbefilm von 1990 geht so weit, die Luxuslimousine mit ihren verschiedenen Bauteilen als Sinnbild für die neue bunte und freie Regenbogennation Südafrika zu verkaufen. Wenn man ein Beispiel dafür sucht, wie elegant die deutsche Industrie den Übergang vom rassistischen Minderheitsregime zur formellen Abschaffung der Apartheid gemeistert hat, kann man kein besseres finden als dieses Video.

"Labour of Love“ - Ein 500 SE für Nelson Mandela
Der Werbefilm von Mercedes geht so weit, die Luxuslimousine mit ihren verschiedenen Bauteilen als Sinnbild für die neue bunte und freie Regenbogennation Südafrika zu verkaufen.

Vor lauter Gleichheits-, Freiheits- und Brüderlichkeitsglück vergisst man fast die Rolle von Daimler-Benz in den Jahrzehnten zuvor. Der Konzern half dem Apartheids-Regime etwa mit der Lieferung von Unimogs, die bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in den Elendsvierteln zum Einsatz kamen. Unter der Apartheid produzierte Daimler auch Fahrzeuge in Südafrika. Dabei profitierte der Konzern von der sozialen Benachteiligung der schwarzen Belegschaft. Die Busse, die Mercedes in den achtziger Jahren in Südafrika baute, dienten auch dazu, die Schwarzen nach der Arbeit in den Städten wieder in ihre Elendssiedlungen zurückzufahren. In den Städten durften sie sich nämlich nach Einbruch der Dunkelheit nicht aufhalten, geschweige denn „wohnen“. Wegen der Lieferung von Ausrüstung, die das weiße Minderheitsregime zur Unterdrückung im Innern einsetzte, verklagten Anwälte später den deutschen Autobauer vor einem US-Gericht auf Entschädigung. Die Klage wurde zwar zugelassen, hatte aber letztlich keinen Erfolg.

Massaker erinnert an Blutbäder aus der Zeit der Rassentrennung

Im Platin-Gürtel nordwestlich von Johannesburg wird die deutsche Industrie von der Apartheid nun wieder eingeholt. Das Massaker an den Minenarbeitern, die das Edelmetall hauptsächlich für den deutschen Chemiekonzern BASF aus der Erde holen, erinnert an die schlimmsten Blutbäder aus der Zeit der Rassentrennung, man denke an Sharpeville 1960 und Soweto 1976. BASF ist seit 1966 in Südafrika aktiv. Die Apartheid ist eben nur formell überwunden. In den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen ist sie zum Teil noch da. Das wird deshalb leicht übersehen, weil eine schmale Elite schwarzer Politiker das Land regiert, Black Economic Empowerment (BEE) nennt man das.

Mit den Metallen der Platingruppe baut BASF Fahrzeugkatalysatoren, die dann von Daimler& Coin Autos eingebaut werden. Und dafür, dass die Minenarbeiter aus den Elendssiedlungen zu den Schächten transportiert werden, sorgt übrigens auch jede Nacht ein riesiger Fuhrpark alter Apartheids-Shuttles der Marke Mercedes.

Daimler bestreitet, aus der Rassentrennung Nutzen gezogen zu haben

Mercedes betont auf Anfrage von Panorama in einer Stellungnahme, das Unternehmen sei sich seiner "sozialen Verantwortung" in Südafrika "bewusst". Daimler bestreitet, aus der Rassentrennung Nutzen gezogen zu haben. Das Unternehmen habe sich "im Rahmen unserer Möglichkeiten früh für eine rassenunabhängige Gleichbehandlung der südafrikanischen Mitarbeiter eingesetzt, etwa bei der Entlohnung oder beim Zugang zu unseren Bildungseinrichtungen."

Eine Zusammenarbeit mit dem Apartheidsregime bestreitet Daimler nicht. Allerdings betont der Autobauer: "Wir haben zu keinem Zeitpunkt mit den südafrikanischen Sicherheitskräften zur Aufrechterhaltung der Apartheid zusammengearbeitet."

"Daimler war und ist ein aktiver Mitspieler in Fragen des gesellschaftlichen Wandels in Südafrika", fasst das Unternehmen seine Rolle zusammen. So kann man es auch ausdrücken.  

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 28.04.2016 | 21:45 Uhr