Stand: 01.09.16 09:37 Uhr

NPD und AfD: Original und Kopie?

von Djamila Benkhelouf, Robert Bongen & Johannes Jolmes

Endspurt vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. "Achtung, Achtung, hier spricht die NPD", tönt es aus Lautsprechern, die auf einem Transporter befestigt sind. Das Wahlkampf -Team der NPD beschallt in diesen Tagen fast jede kleine Wohnstraße in Mecklenburg-Vorpommern. Bisher war sie hier der Platzhirsch am rechten Rand: Seit zehn Jahren sitzt die Partei um den vorbestraften Fraktionschef Udo Pastörs im Schweriner Landtag, doch dieses Mal wird es eng.

NPD und AfD: Original und Kopie?
Am Sonntag wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt - und die AfD hat die NPD in den Umfragewerten längst überholt. Doch worin unterscheiden sich die beiden Parteien? Panorama auf Spurensuche.

Umfragen sehen NPD bei drei Prozent

Die aktuellen Umfragen sehen sie bei drei Prozent, die NPD droht aus dem letzten deutschen Landesparlament zu fliegen. Die AfD, bis vor wenigen Monaten in den Umfragen noch im einstelligen Bereich, ist rasant an ihr vorbei gezogen, liegt bei mehr als 20 Prozent. Der Erfolg der Rechtspopulisten sorgt für mächtig Frust bei Pastörs: "Die nehmen eins zu eins das, was wir seit Jahrzehnten fordern, und sind damit offensichtlich erfolgreich. Die AfD ist eine Kopie der NPD." Das ginge sogar soweit, dass ein Mann wie Björn Höcke seine Reden kopiere.

Inhaltliche Überschneidungen?

Leif-Erik Holm, Spitzenkandidat der AfD

Will von inhaltlichen Überschneidungen nichts wissen: Leif-Erik Holm, Spitzenkandidat der AfD

Die AfD eine Kopie der NPD? Das will der Spitzenkandidat der Alternative, Leif-Erik Holm, nicht auf sich sitzen lassen und reagiert geradezu empört: "Wenn man sich die Grundaussagen, die Tendenzen, anschaut, sind wir zwei völlig verschiedene Parteien: die NPD eine extremistische Partei, wir eine bürgerlich demokratische Partei." Von inhaltlichen Überschneidungen will er nichts wissen.

Gemeinsame Gegner, ähnliche Themen

Stimmt das? Panorama hat verschiedene Wahlkampfveranstaltungen beider Parteien besucht und mit ihren Kandidaten gesprochen. Auffällig: Die Themen gleichen sich immens. Und auch die Gegner: Die Kanzlerin, die etablierten Parteien, die Medien. Die Liste des Zorns ist lang. Und auch das Vokabular gleicht sich in erstaunlicher Weise: Kanzlerdiktatorin, Volksverräter, Volksaustausch, Altparteien, Widerstand, Lügenpresse - Begriffe, die in den Reden beider Parteien dominieren. Beide sehen sich als alleinige und wahre Vertreter des Volkes. Dabei übertreffen sich AfD und NPD in Beleidigungen und in der Verachtung für das "kaputte System". 

Angst für "Überfremdung"

Vor allem, wenn es um das Lieblingsthema der beiden Parteien geht, die Flüchtlingspolitik, die "Angst vor der Überfremdung", ähneln sich die Parolen doch sehr. Beide Parteien schrecken auch vor Vokabular aus dem nationalsozialistischen Jargon  nicht zurück: So äußerte der AfD-Direktkandidat für Vorpommern-Greifswald, Ralph Weber, ein Jura-Professor, seine Furcht vor der "Umvolkung". Nicht nur in solchen Momenten scheinen die Grenzen zwischen AfD und NPD zu verschwimmen.

 Eiertanz im Kampf um Wählerstimmen

Eingestehen will das natürlich keine von beiden Parteien. Stattdessen vollziehen sie rechtsaußen einen Eiertanz, im Kampf um Wählerstimmen. Für die NPD ist die AfD eine Schickimicki-Partei, kapitalistisch, ein Anhängsel der USA.  Umgekehrt heißt es aus der AfD: die NPD zu sozialistisch, nicht demokratisch, nicht bürgerlich. Selbst in der Ausländerpolitik sei man verschieden - erstaunliche Begründung von AfD-Spitzenkandidat Holm: "Wir sind die einzige Partei, die das Thema Migration, die unkontrollierte Massenzuwanderung dezidiert anspricht. . (...) Es gab ja im Schweriner Landtag keine Stimme, die dort klar angesprochen hat, dass die Menschen diese unkontrollierte Massenzuwanderung so nicht wollen." 

Zusammenarbeit ausgeschlossen - vorerst

Eine Zusammenarbeit schließt Holm aus - vorerst. Im Gegensatz zu seinem Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen, der angekündigt hat, die AfD würde auch für "vernünftige Vorschläge" der NPD stimmen. Udo Pastörs von der NPD hat für die Zeit nach der Wahl schon einen Plan: "Die Stärkung für Deutschland wäre, beide Parteien reinzubringen. Die NPD und die AfD. Wir als Kontrolleure der AfD, dass sie auch auf Spur bleiben."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 01.09.2016 | 21:45 Uhr