Stand: 12.06.15 19:11 Uhr

Walter van Rossum antwortet Panorama

Walter van Rossum: "Fällt Ihnen denn gar nix mehr ein?"

Der Hörfunkjournalist und Medienkritiker Walter van Rossum bei einer Veranstaltung in Köln.

Mit Panorama nicht einverstanden: Walter van Rossum.

Danke, Thomas Berbner,

danke, besser hätte unsereiner das gar nicht ausdrücken können. Und der olle Verschwörungstheoretiker in mir fragt sich gleich: Wieviel hat Russia Today dem Typen für die fast schon geniale Selbstzerlegung, für diese Karikatur einer medienkritischen Reflexion bezahlt? Als ich davon sprach, dass Journalisten sich morgens nur fragen, was Sie schreiben sollen, hätten Sie da nicht einfach an sich selbst denken müssen. Oder hat Stefan Hebel, der neben mir saß, Recht, als er korrigierte: Die meisten Journalisten denken gar nicht.

Zu Ihrer Selbstbeschreibung als ungebremst eigensinniger Kopf fällt mir nur das schöne Zitat von Egon Erwin Kisch ein: "Wenn Kollegen sich brüsten, sie seien nie in ihrem Schreiben beschränkt worden, nie würde ihnen ein Gedanke gestrichen, so ist das nur ein Beweis dafür, dass sie sich von selbst innerhalb der Zensurgrenzen bewegen, ihre Denkweise nirgends über die Hürden der vorgeschriebenen Ideologie hinausstrebt." Ich glaube, man darf Sie als vollendetes Exemplar eines solchen Kollegen betrachten.

Doch was mich wirklich mal interessieren würde: was denken Sie sich eigentlich dabei, wenn sie zwei Drittel Ihres Publikums, das - laut einer Umfrage von ZAPP - Journalisten wie Ihnen nicht mehr traut, einfach als durchgeknallte Verschwörungstheoretiker darstellen? Fällt Ihnen denn gar nix anders mehr ein? "Nachfragen gestalten sich schwierig", schreiben sie oben. Sie müssen es ja wissen. Jedenfalls habe ich Sie sehr freundlich an meinem geschlossenen Weltbild teilhaben lassen: Über anderthalb Stunden habe ich auf dem Podium gesessen, über eine Stunde lang Ihre wirren Fragen zu beantworten versucht.

Ich habe Ihnen etwa ein Dutzend Beispiele genannt, die einigermaßen genau den medialen Unsinn belegen, den eine Mehrheit der Zuschauer beklagt. Ich habe Sie auf den Kollegen Scholl-Latour hingewiesen, der in seinen letzten Veröffentlichungen einen Großteil seiner Kollegen offen propagandistischer Umtriebe bezichtigt.

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihnen sogar eine Wette angeboten: Wenn Sie mir drei Beispiele aus zehn Jahren dafür bringen, dass die Tagesschau den militärischen Überfall der Vereinigten Staaten auf den Irak als ein völkerrechtliches Schwerverbrechen bezeichnet, in diesem äußerst unwahrscheinlichen Fall würde ich Ihnen 10.000 Euro bezahlen.

Mensch Berbner, ich hab‘s doch bloß gut mit Ihnen gemeint, habe stets so getan, als könnte man mit Ihnen vernünftig reden - und was tun Sie? Sie zitieren eine ausdrücklich Spekulation genannte Spekulation als Beweis für meine blühende Phantasie. Mon Dieu! Und wenn sie wissen wollen, warum immer mehr Menschen Journalismus Ihrer Bauart nicht mehr ertragen, dann schauen Sie einfach mal wieder einen Ihrer Beiträge an: Diese Mischung aus Verschlagenheit und leidenschaftlichem Konformismus beherrschen Sie wirklich.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 04.06.2015 | 21:45 Uhr