Stand: 19.03.15 17:15 Uhr

Das wirre Weltbild der Impfgegner

von Djamila Benkhelouf & Thomas Berbner

Der Masernausbruch in Berlin hat das Dilemma offengelegt: Obwohl die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler die Vorteile einer Impfung gegen Masern für sehr viel größer halten als die Nachteile, weigert sich eine zunehmende Zahl von Menschen, sich selbst oder ihre Kinder impfen zu lassen. Dabei sind nachgewiesene Impfschäden extrem selten. Komplikationen bei einer Masernerkrankung oder schwere Folgeschäden bis hin zu Todesfällen treten dagegen vergleichsweise häufig auf.

Das wirre Weltbild der Impfgegner
Impfgegner sind auf dem Vormarsch: Dabei sind nachgewiesene Impfschäden extrem selten, Komplikationen bei Masern bis hin zum Tod treten deutlich häufiger auf.

Für Argumente kaum noch erreichbar

Impf-Gegner

Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler hält die Vorteile einer Impfung gegen Masern für sehr viel größer als die Nachteile.

Der harte Kern der Impfgegner ist für die Argumente der Wissenschaft kaum noch erreichbar. Der Herausgeber der impfkritischen Zeitschrift Impfreport, Hans Tolzin, verunsichert seit Jahren Menschen durch teilweise kaum belegte Behauptungen. Tolzin stellt sogar in Frage, ob  es sich bei Masern überhaupt um eine durch Viren übertragene Krankheit handelt. Er hält es für denkbar, dass Masern und andere Infektionskrankheiten nichts anderes sind als eine Folge von Anpassungen und Selbstheilungsprozessen im Körper.

Masern eine Reaktion auf ein Schockerlebnis?

Diese These vertritt seit vielen Jahren die Germanische Neue Medizin um den deutschen Arzt Ryke Geerd Hamer. Nach Hamers Lehre sind alle Krankheiten Reaktionen des Körpers auf Schockerlebnisse. Im Falle der Masern zum Beispiel die Reaktion von Kindern auf die Trennung von ihren Eltern, wenn sie sich im Kindergarten nicht wohlfühlen. Hamer hat seine Approbation in Deutschland verloren und saß in Deutschland und Frankreich mehrfach im Gefängnis, weil er ohne Zulassung weiter praktizierte.

Hamer riet Krebspatienten zum Abbruch ihrer Chemotherapie, viele starben danach. Zur Zeit lebt er außerhalb Deutschlands. Anhänger verbreiten seine Lehre aber auch in Deutschland in Seminaren weiter. Sie wenden sich gegen das Impfen, weil nach ihrer Auffassung dadurch Giftstoffe in einem gefährlichen Ausmaß in den Körper und das Gehirn kleiner Kinder transportiert würden. In der modernen Impfmedizin hält man die Gefahr durch Zusatzstoffe in Impfstoffen für verschwindend gering.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 19.03.2015 | 21:45 Uhr