Stand: 04.12.14 17:00 Uhr

Abschiebedrama: Behörden helfen rücksichtslosem Ehemann

von Stefan Buchen

"Wenn die Flüchtlingszahlen schon steigen, müssen wir auch die Zahl der Abschiebungen erhöhen", lautet die populäre Forderung vieler Politiker. Es gibt sogar ein neues Gesetz, das den Behörden Abschiebungen künftig leichter macht. Wohin der unbedingte Wille, "ausreisepflichtige Ausländer" loszuwerden, führen kann, zeigt sich im bayerischen Krumbach.

Abschiebedrama: Behörden helfen rücksichtslosem Ehemann
In Bayern soll die philippinische Ehefrau eines deutschen Mannes abgeschoben werden. Der Grund: Er trennte sich von ihr - zwei Monate, bevor sie ein eigenes Aufenthaltsrecht gehabt hätte.

Zwei Monate zu wenig

Ein Mann aus dieser Kleinstadt reiste vor einigen Jahren auf die Philippinen und heiratete eine elf Jahre jüngere Frau, Gloria Yosores. Nach der Hochzeit ließ sich das Paar 2011 in Krumbach nieder. Die Ehefrau brachte auch ihren kleinen Sohn aus einer früheren Beziehung mit. Nach zwei Jahren und zehn Monaten Zusammenleben trennte sich der deutsche Mann, ein Angestellter im öffentlichen Dienst, von seiner philippinischen Frau. Genau zwei Monate zu früh, denn erst danach hätte Gloria Yosores ein eigenständiges Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten können. Laut Gesetz haben ausländische Ehepartner erst nach vollen drei Jahren Ehe Anspruch, in Deutschland bleiben zu können.

Als das zuständige Landratsamt von der Trennung erfuhr, leitete es die Abschiebung der Philippinin Gloria Yosores und ihres Sohnes ein. Der Landrat und das bayerische Innenministerium wollen die Frau und ihren Sohn zurück auf die Philippinen schicken. Das sei vom Gesetz so vorgesehen. Ein Ermessen gebe es nicht.

Ehemann will es nicht gewesen sein

Gloria Yosores und ihr Ex-Mann. © NDR/ARD

Sie sei behandelt worden "wie ein Spielzeug", sagt Gloria Yosores.

Besonders pikant ist die Frage, wie und von wem die Behörden überhaupt über die Trennung in Kenntnis gesetzt wurden. Auf Anfrage von Panorama schreibt ein Mitarbeiter des Landrates: "Anfang November 2013 wurde das Landratsamt vom Ehepartner über die Beendigung der ehelichen Lebensgemeinschaft informiert. Die Behörde war daraufhin in der Pflicht, den Sachverhalt zu prüfen." Der Ehepartner bestreitet gegenüber Panorama, das Landratsamt aktiv über die Trennung informiert zu haben. Er habe nicht beabsichtigt, die Abschiebung seiner Exfrau zu ermöglichen.

Durch Krumbach geht eine Welle der Empörung. Denn Gloria Yosores und ihr Sohn sind inzwischen heimisch geworden im bayerischen Teil Schwabens.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 04.12.2014 | 21:45 Uhr