Stand: 14.02.13 09:00 Uhr

Merkwürdige Mülltrennung: Was darf in den Gelben Sack?

von Nis Naber, Johannes Edelhoff, K. Schüssler & Johannes Jolmes

Mülltrennung - das ist für die meisten Deutschen Umweltschutz in Reinform. Zwei Drittel geben in einer Umfrage an, Müll zu trennen sei ihr größter Beitrag zum Umweltschutz. Sogar Kinder lernen schon im Kindergarten im frühpädagogischen Mülltrennunterricht das Einmaleins des deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetzes und der Verpackungsverordnung.

Merkwürdige Mülltrennung
Das Mülltrennungs-System in Deutschland ist absurd: Weil ausschließlich Verpackungen in den Gelben Sack gehören, wird wertvoller Plastikmüll verbrannt, anstatt recycelt zu werden.

Absurdes System

Doch leider ist gerade beim Gelben Sack und der Gelben Tonne ein geradezu absurdes System entstanden. Auch mehr als 20 Jahre nach Einführung werden nämlich kaum mehr als 30 Prozent des gesamten Plastikmülls recycelt. Denn in die Gelbe Tonne dürfen immer noch ausschließlich Verpackungen geworfen werden. Plastikzahnbürsten hingegen oder Plastikstrohhalme - alles was aus Plastik ist, aber keine Verpackung - gehört in den Restmüll und wird damit verbrannt. Experten fordern schon lange, dass diese ökologisch unsinnige Unterscheidung zwischen Verpackung und so genannter Nicht-Verpackung aufhört - und man alles recyceln sollte.

Mülltrennung: Kinderspiel und bitterer Ernst

"Wir könnten doppelt so viel recyceln"

Merkwürdige Mülltrennung: was darf in den Gelben Sack

Thermische Verwertung: Hier werden auch die zuvor sorgfältig sortierten Joghurtbecher verbrannt.

Doch selbst die sorgfältig sortierten Joghurtbecher und Schokoladenverpackungen aus dem Gelben Sack werden oft verbrannt. Bis zu zwei Drittel dieses Plastikmülls landet nämlich in der so genannten thermischen Verwertung. Das ist völlig legal. Denn die Recyclingauflagen sind seit den Anfangsjahren des Trennens in den 90er-Jahren kaum gestiegen. Auch hier fordern Experten wie der Umweltingenieur Prof. Karl-Heinz Scheffold: "Wir könnten doppelt so viel recyceln."
Der Politik sind alle Probleme bekannt, seit langem verspricht sie ein besseres System. Doch nichts passiert. Die verschiedenen Parteien schieben sich die Schuld daran gegenseitig zu.

Und so wird weiterhin wertvoller Plastikmüll verbrannt - statt recycled zu werden.

Stellungnahme der Redaktion

Stellungnahme der Redaktion

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

in vielen Beiträgen und Mails wurde darauf hingewiesen, dass es in mehreren Städten, u.a. in Hamburg, bereits eine Wertstofftonne gibt, in der auch stoffgleiche Nichtverpackungen und Metalle landen dürfen. Uns sind diese Systeme bekannt. Hintergrund dafür ist die EU-Abfallrahmenrichtlinie, die bis 2015 eine gesonderte Sammlung von Wertstoffen vorsieht.

Leider ist es aber so, dass es für die Wertstofftonne bisher keine bundeseinheitliche Regelung gibt. Außerdem ist nicht geklärt, welche Entsorgungsbetriebe (kommunale oder private) den Müll aus der Wertstofftonne in welchem Maße wiederverwerten müssen. Um den Inhalt der künftigen Wertstofftonne ist daher ein politischer Streit entbrannt, der hauptsächlich auf einen Konflikt zwischen den kommunalen und den privaten Entsorgern und ihrer Dachverbände zurückzuführen ist.

Die Folge diese Entwicklung ist, dass viele Kommunen nun Insellösungen anbieten. Sie sammeln Wertstoffe in Extra-Tonnen auf Sammelplätzen und, wie in Hamburg, auch in der gelben Tonne. Nicht nur die Tonnen sind unterschiedlich, sondern es gibt auch massive Unterschiede bei der Frage, was in diesen Tonnen landen darf. In der einen Kommune darf Metall rein, in der anderen nicht. In der einen darf Elektroschrott rein, in der anderen nicht. In der einen dürfen Verpackungen mit rein, in der anderen nicht usw.

Es dürfte den Bürgern schwerfallen zu begreifen, warum in ihrer Gemeinde die Wertstofftonne so funktioniert und in der Nachbargemeinde ganz anders.

Mit herzlichen Grüßen
Nils Naber, Panorama

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 14.02.2013 | 22:30 Uhr