Stand: 16.01.03 20:15 Uhr

Presseerklärung

Ärzte kassieren für tote Patienten

AOK enthüllt makabren Abrechnungsbetrug - "Mehrere tausend Fälle"

Sonderermittler der AOK Niedersachsen haben einen makabren Abrechnungsbetrug bei Ärzten aufgedeckt. Zahlreiche Mediziner haben Untersuchungen und Behandlungen an Patienten abgerechnet, die längst tot waren. Diesen Sachverhalt bestätigte Klaus Altmann von der AOK Niedersachsen gegenüber dem ARD-Magazin Panorama. Insgesamt ermittelte die AOK bei einer stichprobenartigen Kontrolle für das erste Quartal des Abrechnungsjahres 2001 mehr als 140 Tote allein in Niedersachsen, für die Ärzte angebliche Leistungen in Rechnung stellten. Klaus Altmann gegenüber Panorama: "Hochgerechnet auf das gesamte Bundesgebiet, kommt man spielend auf mehrere tausend Tote, mit denen Ärzte noch ein Geschäft machen."

So habe beispielsweise ein Allgemein- und Sportmediziner "Hausbesuche und die Erhebung des Ganzkörperstatus" bei einer 72-Jährigen abgerechnet. Die Patientin war allerdings zum Zeitpunkt der angeblichen Behandlung bereits fünf Jahre tot. Insgesamt soll allein dieser Arzt aus Wilhelmshaven Behandlungen bei elf toten Patienten abgerechnet haben. Gegenüber Panorama wollte der Mediziner keine Stellungnahme abgeben. Stattdessen prügelte er den Reporter und das Fernsehteam aus seiner Praxis.

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt jetzt gegen den Mediziner wegen Abrechnungsbetrugs in über 400 Fällen. "Jede vierte Abrechnung des Arztes war eine ¿Phantombehandlung', die nie stattgefunden hat", so Oberstaatsanwalt Gerhard Kayser gegenüber Panprama. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft habe der Arzt die Chipkartendaten von Patienten illegal auf seinem Praxiscomputer gespeichert und so jahrelang "Phantombehandlungen" abgerechnet. Den Krankenkassen seien durch ihn und viele andere ertappte Mediziner Schäden in Millionenhöhe entstanden.

16. Januar 2003

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 16.01.2003 | 20:15 Uhr