Stand: 04.11.14 16:55 Uhr

Lokführer wollen vier Tage streiken

von Ben Bolz

Er treibt es auf die Spitze: Claus Weselsky, der Chef der Lokführergewerkschaft GDL hat angekündigt, dass die in der GDL organisierten Lokführer und Zugbegleiter von Donnerstag nacht bis Montag morgen streiken werden. Es ist ein Rekordstreik in der Geschichte der Deutschen Bahn AG.

Hintergrund ist der festgefahrene Tarifkonflikt: Die GDL will künftig nicht nur für die Lokführer verhandeln, sondern auch für das Zugpersonal, soweit es in der GDL organisiert ist. Die Deutsche Bahn will allerdings konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden. Eine jüngste Gesprächsrunde war am Sonntag gescheitert - laut Deutscher Bahn kurz vor der Unterzeichnung eines Tarifvertrags für Verfahrensfragen, der die Spielregeln zwischen GDL, der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Bahn festlegen sollte.

Weselsky spricht von "Tarifdiktat"

Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). © dpa

Lässt sich nicht beirren: Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky.

GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte den von der Bahn vorgelegten Entwurf im Streikaufruf massiv: "Nach diesem Tarifdiktat sollen wir Scheinverhandlungen für das Zugpersonal führen und würden in Wahrheit zum zahnlosen Tiger", erklärte er. Die GDL wolle für ihre eigenen 19.000 Mitglieder des Zugpersonals in den Eisenbahnverkehrsunternehmen der Deutschen Bahn die Tarifverhandlungen führen. "Dieses Grundrecht dürfen uns weder Arbeitgeber noch andere Gewerkschaften absprechen", monierte Weselsky."

Inzwischen muss man allerdings den Eindruck gewinnen, dass es Weselsky wirklich nur um die Machtausdehnung seiner kleinen Gewerkschaft geht und weniger um das Zugpersonal insgesamt. Denn wenn GDL und EVG an einem Strang ziehen würden, wären sie wohl eindeutig stärker. Doch dazu ist Weselsky offenbar nicht bereit, was er schon in einem Interview mit Panorama vor drei Wochen klar zum Ausdruck brachte. Solidarität scheint für ihn ein Fremdwort zu sein. Die Symphatie, die die Lokführergewerkschaft in Teilen der Bevölkerung genießt, dürfte Weselsky mit diesem Turbostreik nun endgültig verspielen. Panorama hatte schon vor drei Wochen über den Größenwahn Weselskys berichtet.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 16.10.2014 | 21:45 Uhr