Stand: 14.12.15 13:43 Uhr

Kohlemultis werden nicht kampflos aufgeben

von Stefan Buchen

Es wird viel gejubelt nach der Verkündung des Klimaabkommens von Paris. “Die weltweite Energiewende” habe nun begonnen. Die Staaten hätten sich auf die Rettung der Welt geeinigt, ist zu hören.

Skepsis ist angesagt. Das Abkommen ist zwar ein notwendiger Schritt, um die Erwärmung der Erdatmosphäre zu begrenzen und die Versauerung der Ozeane zu stoppen. Aber um das Ziel wirklich zu erreichen, reicht ein Vertrag auf dem Papier nicht aus. Nun müsste jeder Staat gemäß seiner Absichtserklärungen den Abschied von Öl, Gas und Kohle als Energieträger auch tatsächlich einleiten. Werden die Staaten das wirklich mit der notwendigen Dynamik tun? Oder wird die Prognose der Weltenergieagentur aufgehen, wonach der weltweite CO2-Ausstoß bis 2030 weiter steigen wird?

Deutschland exportiert Kohlekraftwerke
Deutschland sieht sich gerne als Vorreiter in der Klimapolitik. Und exportiert zugleich ganze Kohlekraftwerke ins Ausland, mit tatkräftiger Unterstützung der Bundesregierung.

"Klimaabkommen der Bedeutungslosigkeit anheim geben"

Die fossile Wirtschaft hat viel zu verlieren. Und sie wird sich wehren. Das Imperium der Öl-, Gas- und Kohlekonzerne wird zurückschlagen. Es wird mit der Angst der Menschen vor Verarmung und dem Ende der Konsumgesellschaft spielen. Mit der Ankündigung der Republikaner in den USA, man werde das Klimaabkommen 2016 der Bedeutungslosigkeit anheimgeben, hat der Gegenschlag schon begonnen.

Parallelen zur Abschaffung der Sklaverei

Der Autor Christopher Hayes hat die Abkehr von den fossilen Energieträgern mit der Abschaffung der Sklaverei (Abolitionismus) verglichen. Obwohl die Gegner der Sklavenhaltung sehr gute Argumente hatten, hätten sie für die Abschaffung jahrzehntelang kämpfen müssen. Von Alexander von Humboldt bis Abraham Lincoln, von der Erklärung der Menschenrechte bis zum Amerikanischen Bürgerkrieg. Den “Abolitionists” stand das überwältigende Profitinteresse der Sklavenhändler, der Baumwollplantagenbesitzer und der Textilindustrie entgegen. Man konnte mit Sklavenarbeit eben sehr reich werden. Um das Privileg zu behalten, waren die Nutznießer der Sklaverei bereit, in den Krieg zu ziehen. 

Um die Abhängigkeit von der fossilen Wirtschaft zu überwinden, so Hayes, sei ein “New Abolitionism” gefragt. Was die Dimension der Wirtschaftsinteressen anbelange, die es in die Knie zu zwingen gelte, gebe es für die Abkehr von Öl, Gas und Kohle kein anderes historisches Vorbild als die Abschaffung der Sklaverei. Da müssen Gesellschaften und Staaten jetzt ran. Mehrere Jahrzehnte Zeit dürfen sie sich nicht lassen.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 26.11.2015 | 21:45 Uhr